So geht’s nicht weiter !!!

Dieses Schreiben einer Kollegin, die in einer städtischen Kita in Essen arbeitet, erreichte uns heute (23.2.2021). Die Verfasserin ist dem ver.di-Bezirk persönlich bekannt. Zu Zwecken der Anonymisierung haben wir einige Details verändert bzw. weggelassen.

Hallo liebe Martina Peil,

Ich bin xxxxx in einer städtischen Kita und unfassbar wütend über die aktuelle Entwicklung.
Bei uns wurde kein Hybridmodell wie in den Schulen gewählt, nein, laut Herrn Stamp sind seit heute ALLE Kinder wieder in die Kitas eingeladen. Niemand muss oder soll in den Gruppen Masken tragen, die Kinder und wir sind ungeschützt, trotz fehlender Impfung und Mutationsvarianten, die sehr wohl auch die Kinder treffen könnten.
Und dann lese ich diesen Artikel heute in der WAZ? All diese Berufsgruppen rutschen jetzt in Gruppe 1 und bei Erzieherinnen und Lehrerinnen wird darüber diskutiert, ob wir überhaupt in Gruppe 2 geimpft werden können??!! Und wann würde das sein, im Juni?? Bei uns sind AB JETZT die Gruppen voll, Erwachsene und Kinder ohne Abstand auf viel zu kleinem Raum.
Ich gehöre krankheitsbedingt ebenfalls zur Risikogruppe, denke aber auch an die älteren Kolleginnen und die teilweise behinderten Kinder, die wir betreuen und generell daran, dass ich doch natürlich ein Teil davon sein möchte, die Pandemie einzudämmen.
Ich halte mich wie viele von uns privat an alle Regeln und nehme Einschränkungen in Kauf, deswegen verstehe ich nicht, warum ich im Beruf dazu gezwungen werde, alle Vernunft und Verstand abzulegen und mich FALSCH und gegen jeden Infektionsschutz zu verhalten.
Haben wir denn gar keine Lobby?!
Warum streiken wir für Tariferhöhungen und ein paar Urlaubstage mehr, wenn das jetzt einfach so durchgeht??!!
Warum ruft ver.di nicht zu einem Warnstreik oder einer Arbeitsniederlegung auf, damit endlich die Bedingungen für alle in den Kitas erträglicher und gerechter gemacht werden.
Ich als Einzelperson kann nichts ausrichten, aber wir brauchen ver.di als starke Gewerkschaft, um etwas ändern zu können.
Das muss geschehen, schnell und mit Taten statt mit offenen Briefen, denn die ändern für uns leider nichts!!

Mit langsam die Hoffnung verlierenden Grüßen,

Vorname, Name

…und die Antwort von Martina Peil, ver.di-Bezirk Ruhr-West:

Liebe Vorname,
ich kann deinen Unmut und deine Wut sehr gut verstehen, denn ich bin selber stinksauer. Und wie du sicherlich mitbekommen hast, sind wir voll auf deiner Seite. Wir haben in Gesprächen und Briefen, mit Pressemeldungen und vielen Worten genau darauf hingewiesen, dass eine Öffnung der Kitas nicht möglich ist, solange nicht alle Beschäftigten die Chance auf Impfung erhalten haben!
Doch du siehst auch wie damit bisher umgegangen wird: obwohl wir die größte Organisation für Erzieher*innen sind, versucht man uns und unsere Argumente an die Seite zu drängen. Man erhofft sich offensichtlich, dass wir in dieser Pandemie keine größeren Aktionen hinkriegen. Und wie gerne würden wir euch zu einem (Warn-)streik aufrufen! Doch in unserem Land dürfen Gewerkschaften leider nur im Zusammenhang mit Tarifverträgen zu Streiks aufrufen (anders als z.B. in Frankreich und Italien).

Wir treffen uns jetzt am Mittwoch auf unserer Landesebene, um genau darüber zu beraten, welche Maßnahmen wir nun ergreifen müssen und können, um solch eine Gesundheitsgefährdung der Beschäftigten nicht durchgehen zu lassen.
Ich melde mich am Donnerstag dazu wieder bei dir.

Mit freundlichen Grüßen

Martina Peil
Fachbereich Gemeinden
ver.di Bezirk Ruhr-West
Teichstr. 4a
45127 Essen

………..

Nachtrag vom 24.2.21:  Lt. >>> Kölner Stadt-Anzeiger vom 24.2.21 „sollen schon im März Lehrkräfte und Kita-Personal gegen das Coronavirus geimpft werden.“  Und weiter zitiert die Zeitung MP Laschet: „Bei den Impfungen von Lehrkräften und Erzieherinnen werde es keine Konkurrenz mit den Impfungen der Polizisten gegeben, betonte dagegen Laschet. NRW werde in wenigen Monaten so viel Impfstoffe haben, „dass es zu keinen Kollisionen kommt“ und sich eher die Frage stelle, ob überhaupt alles verbraucht werden könne.“

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